Sie sind wieder da!
9. Juni 2016IGS:FF beim 10-jährigen Jubiläum des Deutschen Schulpreises
9. Juni 2016„Ich bleibe hier.“
Mit diesem Satz erobert Thomas, ein abgelehnter Asylbewerber, die Aufmerksamkeit der Schüler. Dicht gefolgt von Anna, welche genau wie er ängstlich unseren Klassenraum erkundet. Im Hintergrund läuft dramatische Musik. Die beiden sind auf der Flucht und wollen sich in der Schule verstecken.
Doch warum sind sie überhaupt auf der Flucht? Das Problem ist, dass die Behörden Thomas Aufenthalt nicht mehr genehmigen.
Deshalb suchen die beiden Verliebten eine Lösung, um Thomas in Deutschland zu behalten, wobei ein bestimmter Lehrer, namens Herr Frühling, bei dieser Lösung helfen könnte.
Doch was wird aus Anna, falls Thomas Deutschland verlassen würde? Wird sie darüber hinweg kommen oder werden sie eine Lösung finden? Und was wird aus Alexandre, dem besten Freund von Thomas, der ebenfalls Asylbewerber ist, und der kurz nach den beiden den Klassenraum betritt?
Das Stück führt uns ins verzweifelte Leben eines Asylbewerbers. Es zeigt, wie ein Asylbewerber lebt, wie er seine Zeit vertreibt, seine Angst vor Ablehnung, aber auch seine Hoffnung auf ein besseres Leben.
Mit verschiedenen Gesten, wobei sich Anna und Thomas halten, stellen sie ihre innige Beziehung und ihr Vertrauen dar. Mit Schildern zeigen sie ihre Gedanken und ihre Umgebung und mit erdrückender Stille symbolisieren sie ihre ratlose Verzweiflung.
Am Ende des Stückes verschwinden Anna und Thomas aus dem Klassenraum mit den Worten „Wir sind niemals hier gewesen, klar?!“.
Seit 2010 entwickelt und leitet Ulrike Hatzer das „Projekt Illegal“ am Staatstheater-Braunschweig. Das Stück, welches von den Flüchtlingen Doumbia Brahima und Jean Coulibaly und der in Österreich geborenen Schauspielerin Anja Signitzer gespielt wird, spielt immer direkt vor den Schülern in der Schule. Dieses Mal am 14.03.2016 in einem Klassenraum der IGS Franzsches Feld.
Es stellt die Situation dar, wenn Asylbewerber auf eine Antwort warten. Jeder Tag kann der letzte sein, jeder Brief eine Ablehnung. Die abgelehnten Asylbewerber müssen eine Lösung finden, zurück in ihr Land können und wollen sie nicht.
Das Stück führt einen mitten in die Realität und geht unter die Haut. Die Schauspieler sind vollkommen in ihren Rollen, lassen sich von nichts ablenken. Was auch schön am Stück ist: Die Schauspieler beziehen das Publikum mit ein. Sie reden mit einzelnen Schülern, fragen sie, bringen sie mitten ins Geschehen, ohne dabei aus ihren Rollen zu fallen. Durch jede einzelne Geste, jedes einzelne Symbol und durch jede Mimik erkennt man deutlich Stück für Stück die Probleme und die Verzweiflung, die ein Asylbewerber durchstehen muss.
Und dies alles stellt das Stück ‘Illegal’, inszeniert von Ulrike Hatzer, makellos dar, weshalb es meiner Meinung nach ein sehr gutes Stück ist, welches ich nur weiterempfehlen kann.
Jale Yilmaz, 9.2