Der Dänemark-Austausch 2016
15. Juni 2016„Kletter-AG climbs Harz“
19. Juni 2016Zum dritten Mal sorgte eine Gruppe von Schülerinnen unserer Schule dafür, dass das Schicksal einzelner Braunschweiger Juden nicht in Vergessenheit gerät. „Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ lautet ein Zitat aus dem Talmud. “STOLPERSTEINE” bringen Opfer des NS-Regimes symbolisch an den Ort zurück, wo sie zuletzt freiwillig gelebt haben – zu ihren ehemaligen Wohnungen oder Häusern. Die Steine sind Denkmäler, die den Toten ein Gesicht geben, die Gräueltaten des Dritten Reichs nicht in Vergessenheit geraten lassen.
Doch nicht nur die Namen, sondern auch etwas über die Schicksale heraus zu bekommen, die Lebensgeschichten der Opfer zu rekonstruieren, ihnen nachzuspüren und nachzuempfinden ist Teil des bundesweiten Projektes, das in Braunschweig unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters steht. Ein wesentlicher Schwerpunkt ist für den Verein “Stolpersteine für Braunschweig” die Zusammenarbeit mit Schulen. Schülerinnen und Schüler, in der Regel der 9. und 10. Klassen, recherchieren die Biografien der Opfer und präsentieren die Ergebnisse in öffentlichen Veranstaltungen.
So haben sich Neel Rusack und Jana Böder im Rahmen des WPB II- Kurses “Das Projekt” zur Aufgaben gemacht, dem Schicksal der Familie Rechtschaffen nachzugehen, die im Neuen Weg Nr. 9 gelebt hat. Die Braunschweiger Familie jüdischen Glaubens hat polnische Wurzeln, die sie im Oktober 1938 zu Opfern der sogenannten “Polenaktion” macht. Im Zuge dieser Aktion werden ca. 17.000 Juden mit polnischer Staatsangehörigkeit aus dem ganzen Reich an die polnische Grenze transportiert. Dort stranden sie, da auch der polnische Staat sich nicht aufnehmen will. So entstehen die ersten Internierungslager direkt an der Grenze. In dieser chaotischen Situation wird die Familie getrennt. Die Eltern – Simon und Adele -überleben die nächsten Jahre nicht und werden nach Kriegsende offiziell für tot erklärt. Die damals 13 jährige Tochter Rose Rechtschaffen schafft es nach einer spektakulären Flucht über das Baltikum, die Sowjetunion und die Türkei nach Palästina zu gelangen, wo sie später heiratet. Der Sohn Sigmund wird im Frühjahr 1939 durch einen Kindertransport der Quäker gerettet, der ihn nach England bringt. Auch er gelangt nach 1945 nach Palästina und überlebt die Verfolgung. Mia Jäger hat von diesen Schicksalen angeregt eine Kurzprosa geformt, in der die Gefühlswelten von Mutter und Kind im Mittelpunkt stehen, die von den Kindertransporten betroffenen waren.
Nach freundlichen und auffordernden Ansprachen von Jutta Salzmann (Verein Stolpersteine für Braunschweig e. V.) und Friderike Harlfinger (Bürgermeisterin der Stadt Braunschweig) präsentierten die Schülerinnen im Rahmen einer Gedenkstunde am 15. Juni 2016 in der Jugendkirche in Braunschweig ihre Ergebnisse. Weitere Beteiligte waren Schüler der Heinrich-Büssing-Schule, die ihre Erkenntnisse zu den Familien Lindenfels und Wolfsdorf vorstellten. Heie Erchinger spendete vom Klavier aus musikalische Impressionen, die die würdige Atmosphäre der Veranstaltung unterstrichen.
Die Stolpersteine werden im Rahmen einer weiteren Zeremonie im Jahr 2017 verlegt.